Samstag, 2. Mai 2015

Eine neue Herde für Valentino

Am Nachmittag ist unsere kleine Skuddenherde noch auf Distanz zum traumatisierten Neuankömmling Valentino.
Manche Dinge sollten lieber nicht geschehen, und dann passieren sie doch. Deshalb ist jetzt Valentino bei uns, ein schnuckeliger Heidschnuckenhammel, der an einem Tag seine kleine vertraute Schafherde und seine Mutter in einem kleinen Dörfchen nicht allzu weit von uns verloren hat.
Ein Wolfsberater ist dort gewesen, DNA-Material wurde genommen, das Ergebnis der Proben steht noch aus, aber am Tag meinte jemand in der Nachbarschaft, einen Wolf auf der Straße laufen gesehen zu haben. Valentinos kleine Herde ist gerissen worden, ein Schaf musste aufgrund der Schwere seiner Verletzungen eingeschläfert werden. Zurück blieb der verstörte Hammel, dessen Besitzer sich hilfesuchend an uns wandten, in der Hoffnung, dass in unserer kleinen Skuddenherde oder bei Bekannten noch ein Platz frei ist für den handzahmen Hammel.
Lange haben wir nicht überlegt, dann haben wir zugesagt: Valentino darf kommen und wir hoffen, dass unsere "Mähmädchen" nett zu ihm sein werden. Waren sie nicht, jedenfalls nicht so richtig, versuchten Abstand zu dem neuen Weidegenosssen zu halten, aber gegen Abend rückten sie dann doch etwas enger zusammen, Valentino hat wieder gefressen und scheint selbst über etwas abweisende Schaffreundinnen froh zu sein.
Was passiert ist, ist schrecklich und sinnlos, das Raubtier hat nicht einmal eines der gerissenen Tiere weggeschleppt. Sie wurden einfach nur getötet. Das erinnert uns an das Massaker, das einst ein Marder in unserem Hühnerstall angerichtet hatte.
Auch wenn in diesem Fall der Beweis noch aussteht, mehren sich die Meldungen über Wolfsbeobachtungen in der Gegend. Es scheint, als müssten wir erst noch gegenseitig die Formen des Zusammenlebens lernen, die Wölfe - viele von ihnen wohl ohne Angst vor Menschen in Wildtiergehegen aufgewachsen und deshalb ohne Scheu - und wir, die Menschen, die mit mehr Aufwand und größerer Vorsicht ihre Haustiere und vielleicht sich selbst vor der neuen Gefahr schützen müssen. Jetzt nach Jägern und der Erlaubnis für den Abschuss der "Eindringlinge" zu rufen, ist einfach und naheliegend, in Ordnung ist es nicht, der Wolf hat die gleiche Berechtigung hier zu sein, wie wir.  Und Massentierhaltung und Megaschlachthäuser finden die meisten von uns ja auch völlig in Ordnung.

Aber schon am Abend ist Valentino in die Herde integriert.

1 Kommentar:

  1. Liebe Marion

    Ich denke, dass sich der Hammel mit der Zeit noch gut eingewöhnen wird. Was mit seiner Familie passiert ist, tut mir von Herzen leid. Ich finde deinen Bericht ehrlich gesagt und bei all deiner Tierliebe aber ein wenig zu undifferenziert. Es ist nicht nur so, dass Wölfe eigentlich eine grössere Daseinsberechtigung haben als gegen ihre Natur eingezäunte und somit vom Menschen als "Haustier", "Kuscheltier" oder "Fleischlieferant" benutzten Schafe, es ist auch so, dass Menschen definitiv keine Angst vor einem gesunden und nicht in die Enge getriebenen Wolf zu haben brauchen. Jeder Hund, sogar wenn er an der Leine geführt wird, ist eine grössere Bedrohung für andere Tiere, Kinder oder auch Erwachsene als ein Wolf. Ich weiss nicht, wie es in Deutschland geregelt ist, aber in der Schweiz wird einem Bauer oder Viehzüchter jedes von einem Wolf oder wildernden Hund gerissene Tier ersetzt und da Bauern ihre Tiere meistens so oder so nur zur Fleischproduktion halten, ist es sinnlos, in solchen Fällen über einen emotionalen Wert zu diskutieren. Ausserdem werden Herdenschutzhunde subventioniert. Meine Cousine - eine Veterinärin - hat mir einmal erklärt, warum Wölfe scheinbar sinnlos Schafe reissen und dann doch nicht verzehren. Durch die Haltung in Herden an fest und viel zu klein eingezäunten Stellen können die Schafe gar nicht erst flüchten und haben durch die zu starke Gewöhnung an fremde in der Nähe lebende Menschen oder fremde streunende Tiere (Besitzer und Herdenschutzhunde sind natürlich davon ausgenommen) nicht mehr gewohnt, zu flüchten. Ihr Fluchtinstinkt wurde teilweise sogar gezielt und über Jahre hinweg unterdrückt.Ausserdem sind die viel zu kleinen Gehege nicht geeignet, um überhaupt richtig zu flüchten. Wölfe reissen normalerweise nur schwache Tiere. Die nämlich, die bei der Flucht der Herde zurück bleiben. Da keines der Tiere flüchtet, ist der Wolf verwirrt und seine Blutgier wird durch jedes Tier, das stehen bleibt, neu geschürt. Somit reisst und reisst er Tier um Tier und verhält sich gezwungenermassen wider seine Natur und wider die Natur der Schafe. In frei ziehenden Herden, die nur ab und zu vom Bauern oder Hirten kontrolliert werden und viel freier umher ziehen und auch flüchten können, reissen Wölfe in der Regel ein bis zwei Tiere und den Rest reissen streunende Hunde. Lange Rede, kurzer Sinn: reissen Wölfe Schafe, ist einzig und allein der Mensch schuld der entweder seine Tiere falsch hält, nicht richtig schützt oder den Lauf der Natur nicht verkraften kann. Im Einzelfall ist es immer tragisch, wenn man ein geliebtes Tier verliert. Trotzdem finde ich wichtig, dass man bedenkt, dass es nicht sinnvoll ist, den Wolf zu verteufeln - was du keinesfalls machst, nur ist es mir wirklich wichtig zu erwähnen - und dass man sich in Respekt und Demut gegenüber der Natur und ihren eigenen Gesetzen übt. 
    Ich wünsche euch allen alles Liebe und eine gute Eingewöhnungszeit dem HammelLivia

    AntwortenLöschen