Mittwoch, 15. Januar 2014

Vorfreude in der Tüte

Allein mit den Restbeständen des Vorjahres könnte ich gut
und gern 1000 Quadratmeter bestücken.
Komische Welt, die Zeit hat sich selbst überholt. Zugegeben, der Handel hat da etwas nachgeholfen, und so kommt es, dass ich heute im Supermarkt nicht nur das letzte Weihnachtsgebäck in Form von Printen auf dem Ramschtisch entdeckte, sondern gleich am Eingang mit einem frisch bestückten Ständer voller Blumen- und Gemüsesamen begrüßt wurde. Das alles am 15. Januar.
Kurz musste ich innerlich mit mir ringen, Samentüten haben für mich ein hohes Suchtpotenzial, allein mit den Restbeständen des vergangenen Jahres könnte ich mal locker 1000 Quadratmeter Gartenland mit allerlei Samen angefangen beim "Insektenbuffet" voller Blumen bis hin zu Roter Bete samenmäßig bestücken. Das sagte ich mir im Supermarkt dann auch und zog ohne Tütchen von dannen (als Ersatz nahm ich eine Packung Gewürzprinten vom Weihnachtsstand mit, sind nämlich nicht nur sausüß, sondern von den Inhaltsstoffen her auch rein vegan).
Mit diesen paar Cent für das Samentütchen kaufe ich oft weniger die Samen, als vielmehr den Frühling in Tüten, wetterunabhängig eingepackt, weil es draußen noch ziemlich ungemütlich ist. Die Blumensamenpackung als Zeichen der Vorfreude, eine Verheißung von kommenden Blüten und Früchten. Eine Art Überraschungstüte, in der früher das Löwenbaby als Plastikfigur steckte und mich als Kind nicht weniger entzückte.
Was die neue EU-Saatgutverordnung bringt, scheint mir dagegen nichts Gutes zu sein. Inka hat dazu heute hier etwas geschrieben. Zwar braucht der Hobbygärtner wohl nicht befürchten müssen, dass er demnächst wegen des Nachbaus irgendwelcher Arten belangt wird, aber die Saatgutproduzenten werden sehr wohl die Auswirkungen strengerer Zulassungsbedingungen zu spüren bekommen. Schon jetzt muss der Hobbygärtner genau hinschauen, weil immer mehr F1-Hybriden angeboten werden, die zwar erstklassige Eigenschaften haben, deren Samen aber leider nicht diese Vorteile 1:1 weitergeben, sondern nach der Mendelschen Vererbungslehre einen "bunten Strauß von Möglichkeiten" in sich bergen und dazu gehören dann auch alle unerwünschten. Mit anderen Worten: Nachbau wenig erfolgversprechend.
Es macht also auch auf diesem Gebiet Sinn, sich mehr auf die eigene Sammlung von Samen zu konzentrieren und sich mit einer entsprechenden Sortenwahl unabhängig zu machen, von dem, was der Handel uns – aus welchen Gründen auch immer – vorsetzt. Auch als Hobbygärtnerin muss ich an dieser Stelle  noch deutlich nachbessern. Schon seit Jahren vermehre ich mir liebgewordene Tomaten- und Blumensorten selbst, aber gerade habe ich noch einen richtig schweren Fall vor mir: drei verschiedene Sorten Tomatensorten, deren Papierunterlage ich nicht gleich nach Ernte und Nachbehandlung mit dem Sortennamen versehen habe. Liegt die "Rote Murmel" nun ganz links oder doch in der Mitte? Welcher Samen stammt von der Sardinischen Minitomate? Und wo im Trio hat sich die hübsch anzusehende, aber geschmacklich leider langweilige Tangella versteckt?
Meine Unachtsamkeit bringt mir jetzt vorzeitig das Frühjahr ins Haus: Lange bevor die Pflanzenvorzucht sinnvoll ist, muss ich jetzt das Zimmergewächshaus für die Samenprobe aufstellen, damit  ich herausfinden kann, wer wer ist. Diese Aufgabe vor Augen, kann ich beim nächsten Einkaufstermin bestimmt auch den Ständern mit den bunten Samentüten widerstehen...

2 Kommentare:

  1. Hallo Marion.

    dann wünsche ich Dir bei Deiner "WHO's WHO" Aktion gutes Gelingen. Ich muss zugeben, für mich würde beim Anblick der kleinen Pflänzlein gelten: Da steh ich nun, ich armer Tor.........

    Viele Grüße

    Roman

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  2. Hallo Roman,
    nein, das ist keine Kunst, die Pflänzchen auseinanderzuhalten, auch wenn keine Tomaten dranhängen. Das könntest Du aber auch. Die Sardinische Minitomate macht ihrem Namen alle Ehre und ist wirklich winzig mit ganz stark gekräuselten Blättern, auch die anderen beiden Sorten unterscheiden sich im Wuchs, ich weiß ja noch aus dem vergangenen Jahr, wie sie aussehen. Ist also gar keine Zauberei, wären alle drei Sorten zum Beispiel Cocktailtomaten, dann hätte ich auch verloren...
    Viele Grüße
    Marion

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