Montag, 20. Januar 2014

Schwere Kost zum Frühstück

Können wir unser Müsli noch bedenkenlos essen? Ich
habe da so meine Zweifel und setze deshalb lieber auf
Getreideprodukte mit dem Biosiegel. Bei der Milch
handelt es sich übrigens um tierleidfreie Hafermilch.

Müsli macht satt, enthält viele Ballaststoffe, schmeckt und bietet die besten Voraussetzungen für einen gesunden Start in den Tag – das dachte ich bislang jedenfalls. Bis ich heute Abend vom Verbrauchermagazin "Markt" im Norddeutschen Fernsehen (N3), eines Besseren belehrt wurde: Viele Getreideprodukte, darunter auch Haferflocken, die den Hauptbestandteil der meisen Müslis bilden, enthalten Glyphosat. In einer Stichprobe von "Markt" wurde in acht von elf Fällen Glyphosat im Urin festgestellt. Damit der Wirkstoff überhaupt in den Urin gelangen kann, muss er in dem jeweiligen Nahrungsmittel in hoher Dosis vorhanden sein.
Glyphosat? Davon hatte ich zumindest bis heute noch nie etwas gehört, wohl aber von dem Pflanzenschutzmittel, in dem dieser Wirkstoff eingesetzt wird. Vertrieben wird es zum Beispiel unter dem Markennamen Roundup. Das ist das Zeug, was Ihr Nachbar gern mit seiner gelben Giftspritze auf dem Gehweg und in der Gosse verteilt, weil er keine Lust hat, das sogenannte "Unkraut" mit dem Fugenkratzer zu beseitigen. Aus der Gosse gelangt es möglicherweise in die Kanalisation mit allen möglichen schädlichen Folgen für die Aufbereitung des Wassers in den Kläranlagen.
"Markt" berichtete auch über den Einsatz des Pflanzenschutzmittels in der Landwirtschaft. Dort werde es nicht nur zur Unkrautvernichtung eingesetzt, sondern auch dazu, um Getreide kurz vor der Ernte abzutöten, um so den Erntezeitpunkt festlegen und den Maschineneinsatz besser planen zu können. 
Bereits im Jahr 2012 hatte die Zeitschrift "Ökotest" Weizenprodukte, darunter auch Brot und Brötchen, auf Glyphosat-Rückstände untersucht. Ergebnis: In drei Viertel aller Produkte war das Pflanzengift nachweisbar. "Ökotest" verwies in diesem Zusammenhang auf Untersuchungen französischer Wissenschaftler, wonach bereits geringe Mengen von "Roundup" ausreichen, um menschliche Zellkulturen zu schädigen. In einer argentinischen Untersuchung führte die Gabe von "Roundup" bzw. Glyphosat zu Missbildungen bei Frosch- und Hühnerembryonen.
Die Ärztin Angela von Beesten, die sich intensiv mit den möglichen Auswirkungen des Wirkstoffs Glyphosat auf den menschlichen Organismus befasst, ließ den Urin von elf Hamburgern untersuchen. Acht Proben enthielten "Markt" zufolge Glyphosat. Für eine Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) seien Urinproben aus 18 Ländern untersucht worden. 70 Prozent der  Proben aus Deutschland hätten Glyphosat enthalten.
Dem Bundesverbraucherschutzministerium zufolge hätten die Tierversuche, die der Beurteilung der Humantoxizität  dienten, keine Hinweise auf Schädigungen des Menschen „bei sachgerechtem und bestimmungsgemäßem Umgang“ geliefert. Dagegen fordert der Bremer Toxikologe Dr. Wolfgang Hoppe im Gespräch mit "Markt", den Hinweisen, dass Glyphosat Keimzellen schädigen und Krebs auslösen kann, nachzugehen.
Der Bundesrat hat sich auf Antrag Baden-Württembergs am 8. November 2013 dafür ausgesprochen, den Einsatz von Glyphosat kurz vor der Getreideernte sowie für den Haus- und Kleingartenbereich generell zu verbieten, und die Bundesregieung aufgefordert, diesen Beschluss umzusetzen. Der österreichische Nationalrat hatte bereits im Sommer 2013 ein sofortiges Verbot von Glyphosat zur Behandlung von landwirtschaftlichen Kulturen kurz vor der Ernte beschlossen.
Da kann man nur hoffen, dass man Brot, Brötchen und das Frühstücksmüsli bald wieder bedenkenlos genießen kann. Ich werde aber misstrauisch bleiben und weiterhin nur Getreideprodukte mit Biosiegel kaufen – in der Hoffnung, dass darin nichts enthalten ist, was das Müsli zur "schweren Kost" macht.

4 Kommentare:

  1. Moin Inka,
    danke für die Info. Eine frage habe ich. Wie bekomme ich eine Antwort, wenn Du meinen Kommentar antwortest. Bei anderen Blogs geht das. Möchte keine Antwort von Euch verpassen.
    Alles Liebe und Gute Mia ;))

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  2. Liebe Mia,
    danke für Deinen Kommentar. Wenn Du unter dem Kommentarfeld "Ich möchte Benachrichtigungen erhalten" aktivierst, bekommst Du eine E-Mail, sobald eine Antwort oder ein weiterer Kommentar eintrifft.
    Liebe Grüße
    Inka

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  3. Hallo Inka,
    von Glyphosat habe ich bis jetzt noch nichts gehört. Viele Lebensmittel die uns angeboten werden enthalten ja Getreideprodukte. Reicht das Biosiegel allein aus? Ich habe da große Zweifel.
    Liebe Grüße Sophie

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    1. Im Bio-Anbau sind derlei Pflanzenschutzmittel zumindest verboten, sodass man davon ausgehen kann, dass im Getreide keine nennenswerten Rückstände enthalten sind.
      Liebe Grüße
      Inka

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